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Abbruch Hormonbehandlung bei Migräne wg. hohem Risiko

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

28.04.2016 | 12:27 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet,

ich behandle meine Wechseljahresbeschwerden seit 1 1/2 Jahren erfolgreich mit Gynakadin Gel (1Hub tgl.) mit begleitender Progesteron-Einnahme 14-tägig).
Heute informiert mich meine Gynokologin, dass ich die Behandlung sofort abbrechen soll ( ausschleichend).
Es gäbe neue Erkenntnisse, dass Patientinnen, die unter Mogräne leiden bzw. litten, ein deutlich erhöhtes Schlaganfall- und Thromboserisiko haben. 
Ist Ihnen das bekannt? Können Sie das bestätigen? 

Da ich unter massiven Wechseljahresbeschwerden litt, würde ein Abbruch der Therapie eine deutliche Einschränkung meiner Lebensqualität bedeuten.

Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar für nähere Informationen.


Schöne Grüße,
Carmen Günther

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Experte-Bohnet
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29.04.2016, 08:02 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Hallo Carmen, ich kann nicht nach vollziehen, warum Ihr FA so reagiert hat. Fragen Sie doch nach, woher er die neuen Erkenntisse hat!

 Die Hormonanwendung wie Sie sie machen, gehört zur Standard-Therapie und hat sich bei Millionen von Frauen über Jahrzehnte bewährt. Sie hat die geringsten NW, aber keine Therapie ist NW-frei! Ich empfehle aber selten die sequentielle Anwendung, sondern bevorzuge bei meinen Pat. die kombinierte, kontinuierliche, d.h. das Gel wird abends aufgetragen und die Prog.Kaps soll zum Abendbrot eingenommen; keine Pausen erforderlich, es sei denn es kommt mal zu Dauerschmierblutungen!

Mit zunehmendem Alter und Gewicht steigt das Thromboserisiko generell an. Ihr Alter, Gewicht?!

 

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02.05.2016, 13:23 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet,

herzlichen Dank für Ihre Antwort. Leider habe ich bis heute auf meine Rückfrage keine nähere Info von meiner Ärztin erhalten.

Zu Ihrem Rat, das Progestan bzw. Famenita 100 mg permanent begleitend zum Gel einzunehmen, habe ich noch eine Frage:
Hieße das, tgl. 1 Tabl. oder 2? (Aktuell nehme ich 14 tägig 14 Tage lang je 2 Tabl.)

Zum Thema Migräne / Gynakadin habe ich den Hersteller angeschrieben und folgende Info bekommen:

Die Migräne ist eine neurologische Erkrankung, unter der rund 10 % der Bevölkerung leiden. Sie tritt bei Frauen etwa dreimal häufiger als bei Männern auf. Typischerweise ist sie gekennzeichnet durch einen periodisch wiederkehrenden, anfallartigen, pulsierenden und halbseitigen Kopfschmerz, der von zusätzlichen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit oder Geräuschempfindlichkeit begleitet sein kann. Bei manchen Patienten geht einem Migräneanfall eine Migräneaura voraus, während der insbesondere optische oder sensible Wahrnehmungsstörungen auftreten.Insbesondere die Migräne mit Aura wird seit Jahren mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko in Verbindung gebracht. Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie aus Taiwan mit insgesamt knapp 240.000 Patienten bekräftigen den vermuteten Zusammenhang. In dieser Studie hatten Patienten mit Migräne ein 1.24 fach erhöhtes Risiko einen Schlaganfall  zu erleiden. Eine Subgruppenanalyse zeigte die größte Risikoerhöhung für Patientinnen die jünger als 45 Jahre waren (3.44 fach). Unter diesen hatten diejenigen Patientinnen, die an einer Migräne mit Aura litten ein 4.58 faches Risiko  für einen Schlaganfall, verglichen mit gleichaltrigen Patientinnen ohne Migräne.Gynokadin® Dosiergel enthält 0,6 mg Estradiol je g Gel und ist zur Behandlung von Beschwerden in und nach den Wechseljahren bzw. nach ope­rativer Entfernung der Eierstöcke behördlich zugelassen. 

Die Östrogenanwendung über die Haut gilt insbesondere im Vergleich zur oralen Anwendung von Östrogenen, als risikoarm. Nach verfügbaren Erkenntnissen aus zahlreichen epidemiologischen Studien ist nicht mit einer Erhöhung des Thromboserisikos zu rechnen. Hingegen wurde nach oraler Östrogeneinnahme wiederholt ein erhöhtes Risiko für venöse Thromboembo­lien (VTE) bestimmt.

Migräne ist keine Kontraindikation für die Anwendung von Gynokadin® Dosiergel. Sie wird jedoch in der Fach- und Gebrauchsinformation unter den Situationen aufgeführt, die besonderer Beobachtung bedürfen. Im Abschnitt Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen wird erwähnt, dass eine Migräne unter der Anwendung von Gynokadin® Dosiergel auftreten oder sich verschlimmern könnte.  Das Neuauftreten von migräneartigen Kopfschmerzen unter der Therapie ist ein Grund zum Therapieabbruch.

Ein möglicherweise erhöhtes Schlaganfallrisiko sollte, wie mögliche andere Risikofaktoren, in die Nutzen-Risiko-Abwägung für eine Hormonersatztherapie mit einbezogen werden. Auch sollte unter laufender Hormontherapie regelmäßig überprüft werden, ob weiterhin eine Notwendigkeit für die Behandlung  besteht.

Fazit: Die Migräne, insbesondere die Migräne mit Aura, scheint möglicherweise mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einherzugehen. Die Migräne ist keine absolute Kontraindikation für eine Hormonersatzbehandlung. Auch ist lediglich ein aktuell bestehender oder nur kurz zurückliegender Schlaganfall eine absolute Kontraindikation für eine Hormonersatztherapie. Die Entscheidung über die Fortführung der Therapie sollte nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken der Behandlung mit Ihrer Ärztin gemeinsam getroffen werden. Sollte – nach Kenntnisnahme der geschilderten Datenlage - eine Fortführung der Hormonersatztherapie doch als sinnvoll bewertet werden, so ist die transdermale Anwendung von Estradiol (Gynokadin® Dosiergel) in dieser Situation, nach aktuellem Wissen als die sicherste anzunehmen.

Das interpretiere ich so, dass ich wegen meiner Migräne (ohne Aura und nicht bedingt durch die Gelanwendung) ein erhöhtes Schlaganfallrisikio habe, welches sich jedoch durch die Anwendung des Gels nicht weiter erhöht. Ich würde daher mit der Therapie fortfahren (und den Arzt wechseln).

Schöne Grüße,

Carmen

 

Experte-Bohnet
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03.05.2016, 07:20 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Hallo Carmen, fest steht, dass diese Art der Therapie die geringsten NW hat, aber natürlich kann auch eine niedrige Hormondosis mal NW haben. Die Firmen schreiben natürlich aus rechtlichen Gründen alle NW in die Beipackzettel.

Wenn Sie bisher die zyklische Anwendung der Hormone vertragen haben (diese Art fördert eher Migräne!), dann dürften Sie von der kontinuierlichen Anwendung keine Verschlechterung erwarten. Also ein Hub Gel und zunächst 200 mg Prog. zum Abendbrot!

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03.05.2016, 10:57 Uhr
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Hallo, Prof. Dr. Bohnet,

vielen Dank. Dann werde ich ich die Therapie mit tgl. 1 Hub Gel und abends 200 mg Progesteron durchgehend ohne Pause weiterführen.

Das hatte ich noch vergessen:

Mein Alter: 56, Gewicht 60 kg bei 170 Körpergröße.

Schöne Grüße,

Carmen

Experte-Bohnet
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04.05.2016, 14:27 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Das hört sich doch gut an! Guten Erfolg und ein sonniges, langes WE.

Melden Sie sich ggf. gerne wieder!

Vit D, Knochendichte?!

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04.05.2016, 15:10 Uhr
Kommentar

Vit. D nehme ich nicht, Knochendichte wurde noch nicht gemessen (bin viel draußen und treibe viel Sport)

Ich wünsche Ihnen auch ein schönes Wochenende. Sie haben mit Ihrer umfassenden Beratung dazu beigetragen, dass ich - nach dem anfänglichen Schrecken, meine Therapie abbrechen zu müssen - nun einspannt und beruhigt in ein sonniges Wochenende starten kann.

Nochmal herzlichen Dank dafür!

Experte-Bohnet
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05.05.2016, 07:59 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Danke für Ihre netten Zeilen!

Zwischen Sept. und April wird praktisch kein Vit D über die Haut in D gebildet! Also sollte man dann mindestens 2000 E Vit D einnehmen!

Die Knochendichte sollte unbedingt gemessen werden, nicht zuletzt, damit man den Ist-Zustand dokumentiert!