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Sinnvolle und sichere Behandlungsform in den Wechseljahren

Hormonersatztherapie ist besser als ihr Ruf

Seit dem Nachweis eines erhöhten Brustkrebsrisikos sehen Ärzte und Patientinnen die Hormonersatztherapie kritisch. Neuere Studien zeigen jedoch, dass sie besser ist als ihr Ruf, inzwischen spricht vieles für eine Hormontherapie bei Wechseljahresbeschwerden. Wie bei jeder anderen Therapie sollte Nutzen und Risiken abgewogen werden.

Hormontherapie
© iStock.com/Savushkin

Noch immer gilt die Hormonersatztherapie als wirksamste Methode, akute Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Hitzewallungen, Schweißausbrüche, aber auch Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen können durch die Hormoneinnahme gebessert werden.

Kontroverse Studienergebnisse zu Nutzen und Risiken einer Hormonersatztherapie hatten in den vergangenen Jahre immer wieder zur Verunsicherung bei Anwenderinnen und Ärzten geführt und zum Teil bewirkt, dass Frauen trotz massiver Wechseljahresbeschwerden eine Hormonersatztherapie ablehnten.

Anlass für die Bedenken gegenüber der Hormontherapie hatte vor allem eine groß angelegte US-Studie gegeben, die sogenannte Women's Health Initiative (WHI). Deren 2002 veröffentlichen Ergebnisse ließen zunächst auf ein vermehrtes Auftreten von Gefäßverschlüssen aufgrund von Thrombosen (Thromboembolien), ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko sowie auf ein gesteigertes Brustkrebsrisiko durch die Hormonbehandlung schließen.

So zeigen sich die Wechseljahre

Sicherheit einer Hormontherapie hängt ab vom Beginn der Behandlung

Inzwischen wurde jedoch wiederholt die Sicherheit der Hormontherapie bei Frauen belegt, bei denen individuelle Risikofaktoren ausgeschlossen wurden. Insbesondere wenn die Hormontherapie möglichst schnell nach Eintritt der letzten Regelblutung begonnen wird, können Frauen mit Wechseljahresbeschwerden langfristig deutlich durch eine Verbesserung des Befindens und zusätzliche positive Effekte auf die Gesundheit profitieren. Dies bestätigt auch eine dänische Langzeitstudie, die den Effekt einer langfristigen Hormongabe bei über 1.000 Frauen über 16 Jahre hinweg ausgewertet hat.

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Nach zehn Jahren Untersuchungszeit registrierten die Forscher in der Behandlungsgruppe deutlich weniger Fälle von Herzinfarkt, Herzerkrankungen oder Tod als in der Vergleichsgruppe, die nur ein Placebo bekamen. Diese Reduktion des Herz-Kreislauf-Risikos war nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko (zum Beispiel für Brustkrebs) verbunden. Auch Schlaganfälle oder Beinvenenthrombosen traten in der Behandlungsgruppe nicht vermehrt auf. Auch nach 16 Jahren ergaben die Kontrolluntersuchungen ähnliche Ergebnisse. In diesen Studienauswertungen wurden nur Frauen berücksichtigt, die eine mindestens fünfjährige Hormonbehandlung erhalten hatten.

Nutzen und Risiken der Hormonersatztherapie hängen zudem ganz wesentlich von der Art der verabreichten Hormone, der Darreichungsform und dem Alter der Patientin bei Therapiebeginn ab.

Vorbeugung von Osteoporose

Der mit den Wechseljahren verbundene Rückgang der weiblichen Sexualhormone kann langfristig zum Abbau von Knochenmasse führen. Die mögliche Folge: Osteoporose und eine erhöhte Neigung zu Knochen- und Wirbelkörperbrüchen bereits bei kleineren Unfällen. Die Hormonersatztherapie mit natürlichem Östrogen ist für Frauen in und nach den Wechseljahren der beste Schutz davor. Untersuchungen zufolge kann die Häufigkeit von Knochen- und Wirbelkörperbrüchen so um bis zu ein Drittel zurückgehen.

Herzkrankheiten und Blutgerinnselbildung

Neuere Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass bei einem gezielten Einsatz der Hormonersatztherapie zur Linderung akuter Wechseljahresbeschwerden bei ansonsten gesunden Frauen das Risiko für koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt nicht zunimmt. So soll die Kombination aus Östrogenen und Progesteron bei der Gruppe, die am ehesten von akuten Wechseljahresbeschwerden betroffen ist - nämlich Frauen zwischen dem 50. und 59. Lebensjahr - das Risiko für diese Herzkrankheiten nicht erhöhen. Eine Therapie allein mit Östrogenen scheint in dieser Altersgruppe sogar mit einem geringeren Risiko für Kalziumablagerungen in den Arterien verbunden zu sein. Das deutet auf eine mögliche Schutzwirkung der Hormone im Gefäßsystem hin, es sollte allerdings nach Ansicht von Experten kein Anlass zur vorbeugenden Einnahme sein.

Das Risiko für gefährliche Blutgerinnsel (Thromboembolien) kann sich durch die Gabe von Östrogenen in Tablettenform erhöhen. Eine Hormonersatztherapie, die über die Haut zugeführt wird, weist dieses erhöhte Risiko nicht auf, wie Studien in den letzten Jahren ergeben haben.

Brustkrebsrisiko

Zwar wurde ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Hormonersatztherapie und der Entstehung von Brustkrebs bislang nicht nachgewiesen, dennoch lassen verschiedene Studienergebnisse vermuten, dass bestimmte Formen einer kombinierten Hormonersatztherapie das Brustkrebsrisiko erhöhen, wenn sie für einen langen Zeitraum (über fünf Jahre) gegeben werden.

Experten nehmen an, dass in der Hauptsache die künstlichen Gestagene für diesen Effekt verantwortlich sind. Bei der Einnahme von Östrogenen allein sowie der Anwendung einer Kombination von über die Haut verabreichtem Östradiol mit natürlichem Progesteron wurde diese Risikoerhöhung in den ersten fünf Jahren der Anwendung nicht nachgewiesen. Bei Kombination mit Gestagenen ist für eine mehr als fünfjährige Behandlung ein gering erhöhtes Risiko nachgewiesen.

Bei einer Hormonersatztherapie sollte eine Aufklärung über dieses Risiko erfolgen, ein Vergleich mit anderen Risikofaktoren (zum Beispiel Fettsucht) ist dabei hilfreich.

Erhöhtes Risiko für Gallensteine

Auch das Risiko für die Entstehung von Gallensteinen, die bei Frauen öfter vorkommen als bei Männern,  ist bei einer Hormonersatztherapie mit Östrogenen größer - allerdings nur, wenn die Hormone in Tablettenform gegeben werden. Diesen Effekt schreiben Mediziner bestimmten Prozessen in der Leber zu. Werden Hormone im Rahmen einer Hormonersatztherapie über die Haut in Form von Sprays, Pflastern oder Gelen zugeführt, ist das Risiko für ein Gallensteinleiden geringer.

Geistige Leistungsfähigkeit

Ob die Hormonersatztherapie die geistige Leistungsfähigkeit (Gedächtnis, Konzentrationsvermögen) von Frauen nach der Menopause beeinflusst, lässt sich bislang nicht eindeutig beurteilen. So gibt es Hinweise darauf, dass eine frühzeitig begonnene Hormonersatztherapie möglicherweise das Risiko für die Alzheimer-Krankheit senken kann. Andererseits konnten in einigen Untersuchungen keine positiven Effekte der Hormonersatztherapie auf einzelne geistige Funktionen nachgewiesen werden.

Hormonersatztherapie: Das empfehlen die Fachärzte

Die Hormonersatztherapie wird heute als wirksamste medikamentöse Behandlungsform von Wechseljahrs-Beschwerden, wie Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen, Leistungs- und Gedächtnisverminderung, Knochen- und Gelenksymptome und anderen Beschwerden angesehen. Sie ist zudem eine wirksame Form der Osteoporose-Vorbeugung. Die Gabe von Östrogenen (sowohl vaginal, oral und transdermal) ist außerdem geeignet, Rückbildungserscheinungen der Geschlechtsorgane und Scheidentrockenheit zu beseitigen.

Die Facharztgesellschaften empfehlen grundsätzlich, dass eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung wie bei jeder anderen Therapieentscheidung auch, in enger Abstimmung zwischen Arzt und Patientin erfolgen sollte, mindestens einmal jährlich. Grundsätzlich sollte sowohl die Östrogen- als auch die Gestagendosis so niedrig wie möglich gewählt werden.

Eine Hormonersatztherapie im Klimakterium und in der Postmenopause soll indikationsgerecht eingesetzt werden, das heißt eine sinnvoll begründete Maßnahme sein, ausgehend von relevanten Symptomen. Sind diese nicht mehr vorhanden, dann sollte die Hormonersatztherapie beendet werden.

Was ist mit pflanzlichen Alternativen?

Für die angebotenen pflanzlichen Präparate existieren keine Studien zum Nutzen und Risiko unter Langzeiteinnahme, und systematische Untersuchungen zur Gesamtheit dieser Präparate sind bisher zu negativen Urteilen gekommen. Das schließt nicht aus, dass in Einzelfällen die Beschwerden wirksam gelindert werden, wobei durchaus Unterschiede zwischen den Präparaten bestehen dürften. Allen diesen Substanzen oder Substanzgruppen gemeinsam ist jedoch, dass sie nicht an der Ursache der Beschwerden, dem Versiegen der körpereigenen Hormone, angreifen. Deshalb sind sie keine Alternative zur ursachengerichteten Hormonersatztherapie.

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