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Nachweislich weniger Risiko

Hormon-Spray, Gel und Pflaster: Östrogenzufuhr über die Haut

Herzinfarkt, Thromboembolie, Brustkrebs und Gallensteine - das Risiko für solche Erkrankungen kann auch durch eine Hormonersatztherapie zunehmen. Doch lässt sich dies mit der Östrogenzufuhr über die Haut verringern.

Frau mittleren Alters
© Westend61/Getty Images

Ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, gefäßverstopfende Blutgerinnsel (Thromboembolie), Brustkrebs und Gallenblasenerkrankungen wie Gallensteine und Gallenblasenentzündung können laut verschiedenen Studien mögliche Folgen einer Hormonersatztherapie sein. Einen entscheidenden Einfluss darauf, ob solche Risiken auftreten können oder nicht, haben jedoch auch die Anwendungsform und die Art der verabreichten Hormone sowie der persönliche Lebensstil.

Östrogenzufuhr über die Haut: Warum besser?

Die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Brustkrebs und Gallenblasenerkrankungen können durch eine Zufuhr der Östrogene über die Haut, also transdermal, als Spray, Gel oder Pflaster deutlich zurückgehen. Grund dafür sind Unterschiede in der Verstoffwechslung der Hormone bei den verschiedenen Anwendungsformen.

Als Tabletten aufgenommen, gelangen Östrogene über den Magen-Darm-Trakt zuerst in die Leber und werden dort verstoffwechselt ("erste Leberpassage"). Bedingt durch die anfallende hohe Konzentration der Östrogene kommt es zur Beeinflussung von Stoffwechselprozessen in der Leber, was beispielsweise zu Veränderungen bei der Bildung von Gerinnungseiweißen und im Fettstoffwechsel führt. So werden etwa Entzündungsmarker, Cholesterin und Triglyzeride vermehrt gebildet.

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Hormonspray, -gel und -pflaster: Hormongabe kann besser angepasst werden

Bei der Anwendung von hormonhaltigem Spray, Gel oder Hormonpflastern hingegen nimmt der Körper die Östrogene kontinuierlich in kleinen Mengen über die Haut auf. Die erste Leberpassage fällt daher praktisch weg und somit auch die entsprechenden negativen Stoffwechseleffekte in der Leber, den Gallenwegen und den Blutgefäßen.

Bei einer Hormontherapie in Tablettenform sind darüber hinaus erheblich höhere Tagesdosen erforderlich, um die bei der ersten Leberpassage verstoffwechselten und gewissermaßen "verloren gegangenen" Östrogenmengen auszugleichen und die gleiche Wirksamkeit der Behandlung zu erzielen wie bei einer Anwendung über die Haut. Bei der Östrogenzufuhr über die Haut als Spray, Gel oder Pflaster kann die Hormondosis außerdem individuell dem Bedarf jeder Frau angepasst werden.

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Risiken sinken nachweislich

Verschiedene Studienergebnisse zeigen, dass die Östrogenzufuhr über die Haut im Rahmen der Hormonersatztherapie verträglich ist.

So traten in einer Studie mit fast 700.000 zwischen 51 und 69 Jahre alten Teilnehmerinnen unter transdermaler Östrogengabe signifikant seltener Herzinfarkte auf als unter Einnahme östrogenhaltiger Tabletten. Eine weitere große Studie ergab, dass sich das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln in den Venen, sogenannten Thromboembolien, bei der Östrogengabe über die Haut nicht erhöht.

Auch hinsichtlich des Brustkrebsrisikos gibt es neue Erkenntnisse. So legen die Ergebnisse neuerer Studie nahe, dass etwa zwei Drittel des durch die Hormonersatztherapie erhöhten Brustkrebsrisikos auf das Konto künstlicher Gestagene gehen und für das restliche Drittel die Östrogene verantwortlich sind. Werden transdermale Östrogene mit Gestagen kombiniert, scheint auch nach längerer Anwendungsdauer von mehr als sechs Jahren kein erhöhtes Brustkrebsrisiko aufzutreten.

Erkrankungen der Gallenblase (Gallensteine, Gallenblasenentzündung) kommen bei Frauen nach der Menopause, die eine Hormonersatztherapie erhalten, häufiger vor. Dieser Effekt wird ganz wesentlich der Leberpassage bei einer Östrogenzufuhr in Tablettenform zugeschrieben. Eine große Untersuchung mit über einer Million Teilnehmerinnen erbrachte, dass sich das Risiko für Gallenblasenleiden durch eine Östrogenzufuhr über die Haut senken lässt.

Anwendung von Spray, Gel und Pflaster

So wird das Hormon-Spray angewendet

Der Wirktsoff im Hormon-Spray wird schnell in die obersten Hautschichten aufgenommen und dann in die Blutbahn abgegeben. Um die Wirkspiegel zu halten, ist eine tägliche Anwendung des Sprays erforderlich.

Das Spray mit Estradiol wird einmal täglich immer zur gleichen Zeit auf die Innenseite des Unterarms gesprüht. Die entsprechende Stelle der Haut sollte gesund sein, also keine Wunden, Ekzeme oder ähnliches aufweisen und bei der Anwendung trocken sein. Nach dem Aufsprühen trocknet das Spray innerhalb etwa einer Minute auf der Haut. Dann kann und sollte die Anwendungsstelle mit Kleidung bedeckt werden. In den ersten 60 Minuten nach dem Aufsprühen des hormonhaltigen Sprays sollten der Kontakt mit Wasser sowie Berührungen vermieden werden.

Falls die Verwendung von Sonnenschutzmitteln erforderlich ist, sollten diese zeitlich versetzt zum Hormon-Spray aufgetragen werden, damit die Wirksamkeit des Estradiols nicht verringert wird. Erst, wenn das Sonnenschutzmittel komplett eingezogen ist, also etwa eine Stunde nach dem Auftragen, sollte das Hormon-Spray wie gewohnt aufgesprüht werden.

Falls erforderlich, kann die Dosis nach Absprache mit dem behandelnden Arzt ein paar Wochen nach Therapiebeginn von einem Sprühstoß auf zwei, maximal aber drei Dosen, angehoben werden.

So wird Hormongel angewendet

Das Hormongel sorgt für den Aufbau eines Wirkstoff-Reservoirs in der Hornschicht der Haut. Das Dosiergel befindet sich in einem Spender, der durch einmaliges Drücken eine Minimal-Dosis von 0,75 Milligramm Estradiol freisetzt. Diese Dosis hilft bei geringen Beschwerden. Die Standard-Dosis beträgt 1,5 Milligramm Estradiol, bei starken Beschwerden kann die Dosis auf drei Milligramm erhöht werden, was vier Hüben des Druckknopfes entspricht.

Das Gel wird täglich zu einer festen Zeit, beispielsweise nach dem morgendlichen Duschen, auf einer unbehaarten und möglichst großflächigen Hautstelle verteilt, vorzugsweise auf die Arme, das Gesäß, den unteren Bauch oder die Schultern aufgetragen. Es sollte nicht auf den Brüsten oder den Geschlechtsorganen angewendet werden.

So wird das Hormonpflaster angewendet

Auch Hormonpflaster gibt es in unterschiedlichen Dosierungen. Das Pflaster sollte nicht auf die Brüste geklebt werden. Die Körperstelle zum Aufbringen muss in jedem Fall trocken und fettfrei sein, da die Pflaster sonst nicht richtig haften können. Klebt das Pflaster korrekt, kann man wie gewohnt duschen, baden oder auch Sport treiben. Das Pflaster muss nach etwa einer Woche erneuert werden, um einen gleichmäßigen Hormonspiegel zu gewährleisten. Direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden, da sich der Wirkstoff zersetzen kann. In manchen Fällen kann es zu Hautirritationen wie Rötungen und Brennen kommen.

Kombinierte Behandlung mit Gestagen

Neben der Applikationsform trägt auch die Zusammensetzung der Hormonpräparate wesentlich zu einer Verminderung von gesundheitlichen Risiken bei. Durch eine kombinierte Einnahme mit Gestagenen werden sie eingedämmt.

Die Zufuhr von Estradiol als Spray oder Gel über die Haut ermöglicht eine Dosierung so niedrig wie möglich und so hoch wie nötig. Unerwünschte Begleiterscheinungen können vermindert werden und es besteht kein Einfluss auf den Fettstoffwechsel oder die Blutgerinnung der Frau.

Als ideale Kombination gelten über die Haut wirkende Präparate mit Estradiol und eine ergänzende Behandlung mit Gestagen.

Fazit: Anwendung über die Haut vor allem bei Risikopatientinnen

Die transdermale Anwendung von Östrogenen kann viele Erkrankungsrisiken, die mit der Hormonersatztherapie in Verbindung stehen, minimieren. Vor allem bei Frauen, die bereits ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen aufweisen, aber die durch fehlende Hormone auftretenden Wechseljahresbeschwerden mit einer Hormonersatztherapie lindern wollen, bietet sich deshalb die Anwendung über die Haut mit einem Hormonspray, -gel oder -pflaster an. Dazu gehören Frauen mit einer erblich bedingten Veranlagung für Thrombosen ebenso wie übergewichtige Frauen und Raucherinnen.

Grundsätzlich gilt: Vor der Entscheidung für oder gegen eine Hormontherapie sollten Arzt und Patientin in einem umfassenden Gespräch die Vorteile der Behandlung wie Beschwerdefreiheit, Langzeitschutz und bessere Lebensqualität gegen die individuell bestehenden Risiken abwägen.

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