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Beidseitige Ovarektomie

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

17.08.2014 | 22:31 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet,

Im Juni dieses Jahr wurde bei mir (53 J. 168cm/55Kg) eine Ovarialzyste rechts (3,2x1,99 cm) sowie eine Ovarialzyste links (3,4x2,1cm) mit einem soliden Anteil von 1,4 cm festgestellt.
Im Hinblick auf meine Brusterkrankung (Mammakarzinom rechts, cT1a (5 mm), pNO (sn0/3) G1; Ost:12/12, Prog:12/12 Her2neu-negativ; Ki67:5% Luminal-A-Tumor, Bestrahlung, endokrine Therapie mit Tamoxifen nach Abwägungen mit Ärzten abgelehnt ) im vergangenen Jahr, hat mir gyn.-onkologische Arzt die erhöhte Gefahr der Krebserkrankung der Eierstöcke geschildert und zu einer beidseitigen Ovarektomie geraten. Eine Aufklärung der primären und sekundären Folgen hat überhaupt nicht stattgefunden. Da mir der Umfang der beidseitigen Ovarektomie nicht klar war und ich in panischer Angst vor einer erneuten Krebserkrankung stand, habe ich der Ovarektomie  zugestimmt. Die Hormonwerte vor Op zeigten einen eindeutig prämenopausalen Status mit LH von 13,9, FHS von 18,9, Östrogene von 300 und Progesteron von 0,22. Die feingewebliche Untersuchung des entnommenen Gewebes ergab keinen Hinweis auf Tumorzellen. Die Gebärmutter wurde mir  vor 5 Jahren entfernt.

Seitdem leide ich schrecklich unter dem Hormonabsturz (Hormonwerte vom August 2014 Östradiol (E2) <10,0 pg/ml; Pregnenol 40,1 ug/l; Progesteron 0,10 ng/ml): Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit bis Erbrechen, Herzrasen, Brustdruck und –Schmerzen, Hitzewallung und Schweißausbrüche, Schlaflosigkeit (Schlaf seit Op nur mit Schlafmittel  für 3,5-4,5 Stunden/Nacht), Erstickungsgefühl im Hals durch ausgetrocknete Schleimhaut, Jucken und Schmerzen in der Scheide,  sehr trockene Haut, Ödeme in Beinen, Erschöpfung und allgemeine Schwäche. Im Moment rette ich mich mit Remifemin Plus 2x2.

Weder von meinem gyn.-onkologischen Arzt noch vom betreuten Gynäkologen erhalte ich eine Hilfe. Ich leide sehr und fühle mich alleine gelassen. Die psychische Belastung, der Schlafmangel und alle die o.b. Erscheinungen führen dazu, dass ich keine Lebensfreude und Lebenskraft habe.

Wenn ich auf die Folgen hingewiesen worden wäre, hätte ich nie der beidseitigen Ovarektomie zugestimmt.
Können Sie mir helfen? Sehen Sie eine Lösung für meine schwierige Situation? Phytohormone oder kleindosierte bioidentische Hormontherapie würden bei der Zustimmung für die einseitige Ovarektomie sicher der Hormonproduktion von einem verbliebenen Eierstock entsprechen.

Für jeden Rat bin ich Ihnen sehr dankbar.

Mit herzlichen Dank

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Bisherige Antworten
Experte-Bohnet
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18.08.2014, 07:59 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Nach einer bösartigen Erkrankung der Brust wird von einer Estrogen-Behandlung abgeraten (lt. Leitlinien der Dt. Ges. für Gynäkologie!), da dadurch das Risiko für eine Neu-Erkrankung erhöht ist. Deshalb sind Ärzte (aus juristischen) Gründen sehr zurückhaltend. Natürlich ist das eine stereotype Empfehlung, aber Ausnahmen können deshalb nur mit Absprache der Pat. und nach schriftlicher Einwilligung vorgenommen werden. - Wann war denn die Erkrankung der Brust?! Estrogen-Rezeptoren konnten vermutlich nicht gemessen werden?!

Sie haben zwar Recht, dass formal Ihre Eierstöcke noch nicht völlig erloschen waren, aber die Zysten und das Hormonprofil representierten sog. persistierende Follikelzysten. Aufgrund Ihres Alters muss man davon ausgehen, dass Ihre Eierstöcke spätestens innerhalb eines Jahres die Funktion aufgegeben hätten. Eine langsame Erschöpfung führt natürlich nicht zu so extremen Beschwerden als wenn man durch eine OP die Quelle der Hormonproduktion sofort entnimmt und Sie damit sofort zum absoluten Estrogen-Mangel gekommen sind. Vermutlich hätte man die Eierstöcke in der Tat nicht zu entfernen brauchen, wenn der Entfernung der GBM auch die Eileiter heraus operiert worden waren. Aber das ist, wie man sagt, Schnee von gestern.

Sie sollten versuchen, über die Nahrung reichlich Pflanzenestrogene auf zu nehmen, z.B. mindestens das Äquivalent von 1/4 L Sojamilch, 1l grünen Tee, gemahlene Kürbiskerne, Brokkoli etc.

Sie könnten 2 (-3) x wö ein Estrogen-haltiges Scheidenzäpfchen vor dem Schlafengehen einlegen.

Auch wäre mit den Ärzten vor Ort ab zu stimmen, ob Sie ein Estriol-Präp am besten abends vor dem Schlafengehen, mit einem Milchprodukt einnehmen können.

Morgens 10 mg Paroxiten, ein "Beruhigungsmittel", welches Hitzewallungen etc. günstig beeinflusst.

Man sollte DHEAS, ein männl. Hormon, welches in den Nebennieren-Rinde (wie Cortisol) gebildet wird, messen und diskutieren, ob Sie davon 10 - 20 mg einnehmen sollen.

Sie sollten unbedingt einen optimalen Vit D-Spiegel haben; ggf. Kontrolle.

Knochendichtemessung?!

Ich hoffe, dass ich Ihnen erst mal weiterhelfen konnte!? Melden Sie sich gerne wieder. 

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18.08.2014, 13:00 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet,

vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort.
An dieser Stelle meinen höchsten Dank für Ihr Engagement hier, Ihre Unterstützung und Hinweise. Ich bin mir sicher, dass ich im Namen von vielen Frauen spreche.  
Meine Brusterkrankung war vor einem Jahr (August 2013) (cT1a, G1; Ost:12/12, Prog:12/12, Her2neu-negativ; Ki67:5% Luminal-A). Ob bei der Gebärmutter-Op auch die Eileiter entfernt wurden, weiß ich nicht - werde aber nachfragen.
Da die Zysten nur in einem Eierstock suspekt waren, glaube ich jetzt, hätte man nur den einen und nicht gleich beidseits operieren müssen.  Die Hormonwerte (vor allem  Östrogene von 300) haben laut meines Arztes auf Prämenopause hingewiesen. Wäre es aus Ihrer Sicht wirklich, demnächst d.h in einem Jahr zum Erlöschen der Eierstockfunktionen gekommen?
Ihrem Vorschlag, die Ernährung auf reichliche Pflanzenöstrogene umzustellen, folge ich schon: Sojamilch und grüner Tee. Was halten Sie von Präparaten mit Soja Konzentraten? Könnte ich sie nehmen (z.B. in niedrigerer Dosis)?  Ich habe auch von Präparaten mit Genistein gelesen. Darf ich um Ihre Meinung dazu bitten.  Kann ich Remifemin Plus 2x2 weiter nehmen?
Für Ihre weiteren Empfehlungen  - vielen Dank. Ich werde einen Arzt suchen, der gegenüber diesen Punkten offen ist.

Ihren Rat weiß ich sehr zu schätzen.

Experte-Bohnet
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19.08.2014, 09:07 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Danke für Ihre freundlichen Worte!

Das Krebsgewebe scheint doch Estrogen-Rezeptoren gehabt zu haben; insofern wäre es keine gute Idee, Estradiol  an zu wenden.

Wie ich schon sagte, wäre es wirklich innerhalb absehbarer Zeit zur Erlöschung der Eierstöcke gekommen. Durch die OP wurde dies im Monate vorgezogen und abrupt vollzogen. 

Ich würde nicht allzuviel einnehmen, obwohl solche Präp zum Verkauf zu gelassen sind. Aber man sollte am besten nur 1 oder 2 Maßnahmen auf einmal machen, da ansonsten man nicht weiß, was wirkt und was nicht.