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Kein Östrogen mehr

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

06.05.2020 | 00:46 Uhr

Liebes Expertenteam, 

 

ich bin gerade erst 44 Jahre alt geworden. 

In jungen Jahren hatte ich Endometriose,  weshalb mir in einer OP, ein Teil des linken Eierstocks entfernt wurde. Er ist seither im US nicht mehr darstellbar.

Ich hatte immer doppelte und dreifache Einsprünge und bin mit 28 Jahren natürich Mutter von Zwillingen geworden. 

Mit 12 Jahren bekam ich meine Regel, die ich immer sehr stark hatte.

Seit November 19,  habe ich nun keine Regelblutung mehr, dafür Hitzewallungen, Herzklopfen,  Dranginkontinenz mit häufigen Blasenentzündungen, starke Gewichtszunahme, Haarausfall, Muskelschmerzen und Stimmungsschwankungen. 

Ich wollte das nicht mehr akzeptieren und habe auf sämtliche Hormonwerte bestanden. 

Oh Schreck - in meinem Serum ist kein Östrogen mehr nachweisbar,  es wurde 2 mal überprüft- nichts. Das Anti-Müller-Hormon ebenfalls stark erniedrigt.  Progesteron noch in der Norm und FSH ebenfalls zu wenig. 

Es wurde auch Insulinresistenz diagnostiziert. 

Da ich schon post OP Thrombosen hatte, wollte mir die Frauenklinik und der Endokrinologe keine Hormone verschreiben. 

Ich nehme seit ca. 8 Wochen Diosgenin,  Agnus Castus, Refiminin und Rotklee-Sojaisoflavone hochdosiert. Leider ohne Erfolg. 

Ich wollte meine Gynäkologin nun doch bitte mir etwas zu verordnen. 

Wie sieht es mit bioindentischen Hormonen aus, dürfte ich diese nehmen?

Was würde Sie mir raten?

Ich leide sehr unter den besagten Symptomen,  wg. der Dranginkontinenz ist u.a. eine Botoxbehandung geplant. 

Meine Gebärmutter habe ich noch. Senkung habe ich keine. Geburt der Zwillinge via Sectio.

Herzlichen Dank für Ihre Empfehlung.

 

 

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Bisherige Antworten
Experte-Bohnet
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06.05.2020, 07:55 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Das hört sich in der Tat nach WJ an, was in Ihrer Altersgruppe gar nicht so selten ist. Könnten Sie mal die Hormonwerte aufführen? Gewicht?

Die transdermale Anwendung von Ö erhöht das Thrombose-Risiko geringer als die Einnahme von Ö. Dennoch besteht eine relative Kontraindikation bei vorausgegangener Thrombose. Es müssen auch andere Risikofaktoren wie z.B. Blutfetterhöhung etc. ausgeschlossen werden. Auch könnten Sie sich einem Gerinnungsspezialisten vorstellen.

In jedem Falle sollten Sie versuchen, über die Nahrung Pflanzenöstrogene regelm. auf zu nehmen, z.B. Soja-Produkte, Brokkoli, Mung-Bohnen u.v.m.

In die Scheide könnten Sie Östriol-Scheidenz. einlegen und die Einnahme von Progesteron-Kaps. wäre zu diskutieren.

Eigentlich sollte man von einem Endokrinologen erwarten, dass er Ihnen Alternativen aufzeigt, wenn eine Ö-Anwendung nicht in Frage kommt!

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06.05.2020, 15:54 Uhr
Kommentar

Lieber Prof. Bohnet,

 

vielen Dank für Ihre Antwort. 

Zu Ihren Fragen: ich bin 1,73m und wiege 76kg. Hatte allerdings auf 98kg zugelegt u.a. Lipödem Stadium II entwickelt.

Mit Low Carb und 1200 kcal am Tag und täglich Sport - 20kg in einem Jahr abgenommen. Dann ein Jahr Stagnation, auch als ich täglich auf 800 kcal reduziert habe. 

Jetzt hat mir der Endokrinologe, wegen der Insulinresistenz, die ja auch vom Östrogenmangel kommen kann, zu Intervallfasten und Ketogenernährung geraten.  Nun, nehme ich erfreulicherweise wieder ab. 

Mein Hausarzt wird jetzt noch weitere Blutuntersuchen veranlassen.

Meine Hormonwerte:

TSH 1,92 micU/ml

LH 18,9 mlU/ml

FSH 56,3 U/l

Progesteron 0,36 ng/ml

Testosteron 0,49 nmol/l

Estradiol < 5,00 pg/ml - nicht nachweisbar 

17-a- OH-Progesteron 0,08 ng/ml

DHEA-S 5,16 micmol/l

Anti-Müller-Hormon 0,02 micg/l

 

Blutgerinnung:

Quick 112 %

INR 0,9

PTT 27

Ich nehme bereits Isoflavon 2× 90mg, Diosgenin 2x 180mg und Agnus Castus 10 mg täglich - ohne Erfolg 

Könnte ich vielleicht Gynokadin und Famenita transdermal anwenden,  oder wird dies auch das Thromboserisiko erhöhen? Habe noch leichte Krampfadern. Bin in Betreuung beim Phlebologen u.a. wg. Lip-Lymphödem. Trage Kompression. 

Man sollte ja wg. Krebsrisiko beide Hormone nehmen. Was und welche Dosierung empfehlen Sie mir?

Vielleicht spielt es auch eine Rolle, aber ich hatte im November eine knapp 9-stündige große OP mit Knochentransplantation an Nase und Orbita, ursächlich durch eine NNH-OP entstandene Osteomyelitis aus 2006. Ich musste jahrelang oft und viel Antibiotika nehmen, was häufig zu Zyklusschwankungen und Blutungen geführt hat. 

Direkt vor der OP hatte ich meine letzte Regelblutung.  Könnte dieses schwere Ereignis auch Einfluss auf meine Hormonproduktion genommen haben?

Vielen lieben Dank für Ihren Rat. 

LG Diana 

 

 

Experte-Bohnet
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07.05.2020, 07:16 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Zunächst Hut ab, dass Sie so eine starke Gewichtsreduktion geschafft haben. Nun gilt es, das Gewicht zu halten!

Die Hormonwerte zeigen, dass Ihre Eierstöcke vollkommen erloschen sind und Sie kein Ö mehr bilden. Insofern wäre es grundsätzlich angezeigt, dass Sie einen Hub Östradiol Gel und eine Kaps. mit 200 mg Progesteron anwenden. Obwohl diese Art der Therapie die geringsten NW-Raten aufweist und auch Thrombosen selten auftreten, so ist sie nicht bei 0. Deshalb müssen Ärzte vor Ort, welche die Gesamtsituation kennen, eine Nutzen-Risiko-Analyse vor nehmen. Aus der Ferne scheint es, dass Sie in jedem Falle die Prog-Kaps einnehmen können und evtl. auch zunächst einen halben Hub Gel vor dem Schlafengehen.

Soja-Produkte sollten Sie bei der Ernährung in jedem Falle berücksichtigen; es braucht durchaus Monate, dass der Körper sie aufschließen kann.

Auch ist die Anwendung von Östriol-Sch-Z 2 - 3 x in der Wo hilfreich.

Sie sollten gelegentlich Ihre Knohendichte und Vit D kontrollieren lassen.

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07.05.2020, 14:22 Uhr
Antwort

Ganz lieben Dank für Ihre Ausführungen.

 

Habe morgen Termin bei der neuen Gynäkologin und werde die Therapieanstätze mit Ihr besprechen. 

Hoffentlich, kennt sie sich damit aus. Mein langjähriger Gyn ist leider in Rente.

Wäre es nicht auch weniger risikoreich, das Progesteron transdermal anzuwenden,  oder ist das zu schwach?

Könnten Sie mir bitte noch empfehlen, was ich zu welcher Tageszeit einnehmen soll?

Wenn ich dann die Hormone nehme, macht die weitere Einnahme der Phytohormone überhaupt noch Sinn?

Ich hoffe sehr das der Harndrang, Blasenentzündungen, Haarausfall, trockene Haut und Wallungen nachlassen, kann seither kaum mehr schlafen. 

Es ist schon eine Belastung für mich von Null auf 100 mit 44 zur 84 jährigen zu werden und es macht mich auch traurig. Wie ist das möglich so Schlag auf Schlag?

Muss ich denn jetzt wenigstens nicht mehr verhüten,  wenn ich eh keine Follikel mehr habe? Oder müsste ich mit einem Zufallstreffer rechnen?

Herzlichen Grüße und vielen Dank 

Experte-Bohnet
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08.05.2020, 07:54 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Prog geht praktisch nicht durch die Haut! Die Hormone sollten abends bzw. vor dem Schlafen angewendet werden!

Die Pflanzenöstrogene besetzen einen anderen Rezeptor; deshalb durchaus sinnvoll, aber vorwiegend über die Ernährung.

Nun bin ich gespannt, was Sie erreicht haben!