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Östrogenmangel?

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

15.12.2017 | 22:35 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet,

ich wende mich an Sie, da ich Ihren Rat und Ihre Meinung wissen möchte.  Ich bin 41 Jahre, 170cm groß und wiege 60Kg.

Vor 6 Jahren wurde bei mir eine Hashimotothyreoiditis diagnostiziert. Zuerst wurde ich mit 50µg L-Thyrox behandelt, 6 Wochen später war mein Hausarzt mit einem TSH von 2,0 nicht zufrieden(obwohl es mir damit gut ging) und gab mir 75µg L-Thyrox. Ich bekam eine massive Überfunktion, die lange anhielt.  Danach funktionierte mein Körper lange nicht mehr gut. Mein Darm kämpfte mit Durchfall, ich nahm 7Kg ab, ich lief wochenlang auf Hochtouren, bekam Unterbauchschmerzen, mein Blutdruck und Puls waren erhöht etc. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Hatte ich doch mein langersehntes 1,5 Jahre altes Kind zu versorgen!

L-Thyrox nahm ich dann gar nicht mehr. Was blieb waren die Unterbauchschmerzen und Darmprobleme. Mein Haut veränderte sich-wurde trockener, Haare fielen mir aus und wurden  rasant grauer. Ich war dauer müde, kraftlos, bekam immer häufiger Kopfschmerzen/Migräne,  mein Geist ließ nach, meine Periode wurde sehr stark und lang, Ovarialzysten und  Scheidenpilze plagten mich und ich fühlte mich unwohler. Als ich merkte dass meine Beschwerden zyklusabhängig waren wandte ich mich an meine damalige Gyn. Die konnte laut Hormonstatus (am 28. ZT!) nichts feststellen und riet mir zu Psychopharmaka, da wohl alles durch Stress von meinem Kind kommen mußte. Mein TSH war zum damaligen Zeitpunkt nie über 4,5.

Mit einer anderen Gyn versuchte ich eine Mikropille. Damit ging es  mir zwar irgendwie besser, aber mein Darm spielte nicht mit: Blähbauch, peinlich übel riechende Winde und Verstopfung, mit einhergehender Appetitlosigkeit.  Beim Versuch mit dem Nuva-Ring: gleiches Problem. Wichtig war für mich jedoch die Erkenntnis, dass ich trotz Verdauungsprobleme mehr Kraft und Energie hatte. Wir versuchten noch eine reine Gestagenpille, die ich nach 10 Tage mit Schwindel, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Rumlaufen wie Falschgeld wieder absetze. Was jetzt noch dazukam waren Analthrombosen. 3 innerhalb eines Jahres!

Hierzu muss ich anmerken, dass ich schon jüngeren Jahren die Pille(ca. 10 versch. Präp) versucht hatte und diese nie vertragen habe. Außerdem begleiten mich seit meiner Pubertät immer wiederkehrende Verstopfung vor allem am Zyklusende, Kopfschmerzen, Müdigkeit und mangelnde Libido.

Auch in meiner Schwangerschaft fühlte ich mich nie richtig wohl, eher kraftlos und schlapp.

Sie können sich sicher vorstellen, dass mich die ganze Situation mürbe machte und ich mich an dem Gedanken festhielt, dass es irgendwann besser werden musste. Ich habe einen lieben verständnisvollen Mann und einen tollen Sohn! Die beiden gaben mir Kraft zum Durchhalten.

Ich wandte mich dann an einen endokrinologischen Gyn von einem Kinderwunschzentrum. Der verschrieb mir nachdem er einen Hormonstatus erhoben hatte: 0,5 Hub Gynikadin für 28 Tage und ab dem 15. ZT 2 Kapseln Utrogest. 2Tage Pause und dann von wieder beginnen. Da mein Serotonin und vor allem Melatonin im Keller waren begann ich zusätzlich mit 5-Hydroxytryptophan. L-Thyrox sollte ich 25µg nehmen. Endlich ging es mir besser. Ich konnte wieder schlafen, hatte Kraft, mein Gehirn begann wieder zu arbeiten,  meine Libido verbesserte sich, Blutungen bekam ich mal und mal nicht und ich dachte jetzt geht es bergauf. Leider nicht! Auch mit Utrogest bekam ich in der 2.ZH meine Problem: Verdauungsbeschwerden, Verstopfung, keine Appetit. Habe dann von mir aus, auf 1 Kapsel reduziert, was zwar besser wurde, aber nicht wegging. Dazu kamen jetzt heftige Unterleibschmerzen. Nach einigen experimentellen Versuchen mit 2 Hub Gynokadin oder nur aller 2 Tage Utrogest habe ich diese Hormone langsam ausgeschlichen und nur noch Serotonin und L-Thyrox genommen.

Durch einen Umzug in ein anders Bundesland benötigte ich einen neuen Endokrinologen. Der war entsetzt, dass ich Serotonin nehme, weil es“ in Deutschland nicht zugelassen sei, es unseriös ist mir so etwas zu verschreiben und ob ich mir schon mal über die Folgen Gedanken gemacht habe.“ Also setzte ich auch dieses ab – obwohl es mir damit trotz alledem gut ging und ich mich so lebendig fühlte wie schon lange nicht mehr.

Nach 2 Monaten ging es mir wieder so schlecht wie am Anfang. Meine neue Gyn erstellte einen Hormonstatus, der einen Östrogenmangel ergab. Daraufhin verschrieb sie mir Cyclo-progynova (2mg + 2mg/0,15mg). Meine Beschwerden besserten sich, obwohl mir auch hier die 2.ZH zu schaffen machte. Ab der Hälfte des 4.Zyklus der Einnahme bekam ich die schlimmste Migräne meines Lebens. Seit dem geht es wieder bergab und alle Beschwerden beginnen erneut: Müdigkeit mit einhergehender Schlaflosigkeit, Mirgräne, Nackenschmerzen, Kraftlosigkeit, Schwindel, Übelkeit, Blähbauch, Brustschmerzen, Unterbauchschmerzen- egal welche ZH. Nur kurz vor dem Eisprung funktioniert mein Körper problemlos und ich fühle mich für 1-2 Tage wohl.

Mittlerweile nehme ich 75µg L-Thyrox (TSH 2,35).

Was raten Sie mir? Nur Gynokadingel soll man ja nicht nehmen, da man auch Gestagen braucht. Was halten Sie von einer Spirale und Gynokadin kombiniert? Haben sie noch eine andere Idee?

Im Laufe der letzten Jahre habe ich mehrere Ernährungsversuche (mit Ernährungsberatung) unternommen, um meinen Darm wieder in den Griff zu bekommen; eine Psychtherapie gemacht und unzählig viel Zeit und Geld in Heilpraktiker, Privatärzte,  Akkupunktur und anderes gesteckt. Ohne wirkliche Besserung. Ein Hypophysen-MRT war o.B.

Mein einzigster Wunsch ist es, wieder einigermaßen beschwerdefrei mein Leben mit meiner Familie genießen zu können und die Dinge zu tun auf die ich schon lange, wegen mangelnder Kraft/Energie verzichten musste.

Vielen Dank im Voraus!

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Bisherige Antworten
Experte-Bohnet
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16.12.2017, 10:13 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Sie tun mir wirklich leid. Aber das Rumprobieren bringt nichts! Es muss anhand von Hormonbest. eine Diagnose erfolgen! Haben Sie irgendwelche Werte?!

Von "alternativem" Vorgehen halte ich auch wenig, weil es keine validen Studien gibt über Serotonin und Melantonin; zumindest wirken die meisten M-Präps nicht!

Verstopfung kann grunds. bei SD-Unterf. auftreten. Ein TSH von 2 ist völlig normal; bei Frauen sollte man auch fT3/4 messen!

Was arbeiten Sie?

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16.12.2017, 12:10 Uhr
Antwort

Danke für die schnelle Antwort. Eine richtige und vorallem sichere Diagnose hätte ich auch sehr gerne.

Meine Werte im Februar 2017 am 4.ZT waren folgende:

LH 6.0 mIU/ml

Östradiol 33 pg/ml

Progesteron 0.16 ng/ml

DHEA-Sulfat 195 µg/dl

Testosteron 0.28 ng/ml

 

16.11.17:

TSH: 1.97

fT3 4.1

fT4 19.2

Ferritin: 7 (September 2017) versuche seit dem Tardyferron zu nehmen, was mir sehr schwer fällt, weil die Hormonversuche sich wie beschrieben immer auf den Darm ausgewirkt haben.)

Ich hatte auch schon mit 18Jahren einen niedrigen Eisenwert, festgestellt bei einer Blutspendeaktion.

Meine Hausärztin unterstützt mich wo sie kann. Durch sie nehme ich jetzt die 75µg L-Thyrox. Verstopfung habe ich wie gesagt nur in den letzten 6-7 Zyklustagen. Mit der Einnahme von Hormonen speziell in der 2.ZH bin ich richtig verstopft. Mit der einsetzenden Periode wird das dann meist besser.

Beruflich bin ich als Med. tech. Ass. für Radiologie tätig.

 

Experte-Bohnet
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17.12.2017, 06:48 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Die Werte vom Febr. zeigen, dass Sie noch nicht (vorzeitig= in den WJ sind!!! Die SD-Funktion ist gut eingestellt. Haben Sie SD-Antikörper?

Könnte es sein, dass Sie viel Stress haben und an einem PMS leiden?! Geben Sie Ihrem Körper bes. bei hoffentlich erholsamen Feiertagen sich zu generieren und nehmen gar nichts ein!

Möglicherweise ernähren Sie sich auch nicht optimal!? Etwas Soja-Produkte, grünen Tee, Hafer-, Gerstenflocken, Kleie etc?

Lassen Sie dann im Jan. in einem Spontanzyklus zwi dem 21. und 24. Tag nen Hormonstatus machen: PRL, LH, FSH, E2, Prog, AMH, Vit D

ggf. nüchtern TSH, fT3/4, MAK, Tg

Melden Sie sich mit den Werten dann wieder!