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Progesteron bei Libidoverlust nach Total-OP wg. Gebärmutterkrebs

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

05.01.2020 | 16:41 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet, 

ich bin bei meinen Recherchen auf dieses Forum gestoßen und wende mich mit einem für mich schwierigen Thema an Sie: ich habe vor einigen Jahren mit Ende 30 eine Total-OP erhalten wegen eines Krebses in der Gebärmutterschleimhaut. Der war noch im Anfangsstatium und "außer" der Total-OP brauchte ich keine weitere Therapie, also weder Chemo noch Bestrahlung. 

 

Der Krebs war hormonabhängig (Östrogen), daher bekam ich die Info, dass eine Hormontherapie für die Eindämmung der WJ-Beschwerden sich verbietet. Schlafstörungen, Nachtschweiß, Hitzewallungen, Scheidentrockenheit folgten. Habe ich überstehen können.  

Was aber ganz schlimm ist, ist der absolute Libidoverlust. Ich habe wirklich überhaupt keine Lust mehr. Das ist sehr belastend für mich und meine Ehe. Mein Mann und ich sind beide Mitte 40.

Ich hatte damals meinen Gynäkologen angesprochen, ob er mir nicht irgendwas verschreiben kann, damit das wieder ins Lot kommt. Er hat mich sehr rüde zurechtgewiesen, dass ich ja keine Hormone nehmen dürfe und er mir sicher auch keine verschreiben werde und dass dann, wenn ich das akzeptiere, dass es nicht mehr ist, mein Mann das auch akzeptieren würde. Peng. Das saß erstmal.

Ich habe zwar danach den Gyn gewechselt, habe aber, da ich eigentlich auch dachte, dass ich keine Hormone nehmen sollte, in dieser Richtung nichts wieder recherchiert und versucht, irgendwie damit klarzukommen, bis vor kurzem ich aus einer Unterhaltung heraus erfuhr, dass andere Frauen Progesteron erhalten und das auch die Libido stimulieren soll? Da wurde auch von bio-identischem Progesteron gesprochen? Das sagt mir alles nichts. 

Ich habe zwar ein wenig gegoogelt, aber so richtig schlau werde ich nicht. Aufgrund der  Zurechtweisung durch meinem alten Gyn traue ich mich aber auch nicht, meinen neuen darauf anzusprechen. Diese Peinlichkeit muss ich mir ganz sicher keiin zweites Mal geben. Ich meine, dass die Scheide trocken ist, sieht er ja bei den Untersuchungen, obwohl ich da phasenweise auch mit Befeuchtungsgels und Zäpfchen arbeite. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass meine Bemühungen da auch schwanken, da ich ja ohnehin keine Lust verspüre und dann auch den Sinn irgendwie nicht sehen kann. 

Wenn ich nun aber doch ggfls. Progesteron nehmen dürfte, da das ja kein Östrogen ist, oder so ein bio-identisches Mittel ... dann wäre das ja vielleicht was. Ich habe aber auch sehr Angst, dass das ggfls doch nicht so gut ist und den Krebs wieder anfachen könnte. 

Können Sie mir da weiterhelfen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar. 

 

 

 

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Experte-Bohnet
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06.01.2020, 07:51 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Hier dürfen Sie alles ansprechen! Willkommen im Forum!

Wir müssen allerdings noch Einiges "klarstellen"! Es wurde wohl "nur" die GBM entfernt und nicht die Eierstöcke?! Insofern müssten diese ja noch arbeiten!? Wurde mal ein Hormontest gemacht? Leiden Sie an (typischen) WJ-Beschwerden wie Schlafstörungen, Nachtschweiß etc.

Wenn nur die GBM entfernt werden musste und Sie als geheilt angesehen werden, mag eine HT grunds. möglich sein; ggf. müsste das neu anhand der früheren Befunde beurteilt werden. Bei vorhandenen Ö-Rezeptoren könnte durchaus Prog verabreicht werden; die Frage ist, ob es angezeigt ist und dann auch etwas bringt. Die Libido wird durch Prog nicht angeregt!

Gewicht?

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06.01.2020, 20:53 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet, 

 

danke für Ihre freundliche Begrüßung hier im Forum. Um Ihre Fragen zu beantworten:

 

Nein, es ist eine Total-Op gewesen. Erst GM, dort die Krebsdiagnose und im Anschluss daran noch beide Eierstöcke heraus, um auszuschließen, dass sich dorthin schon Zellen ausgebreitet haben. Da war dann histologisch alles okay, so dass sonst nichts weiter nötig war. Alle Nachsorgen waren bisher okay. 

Nach ca. einem halben oder dreiviertel Jahr der Nachsorge hatte mein Gyn mir dann erklärt, dass ich jetzt wohl in den WJ sei (bei jeder Nachsorge wurde Blut abgenommen), da Hormonproduktion eingestellt laut Blut. Ich hatte aber von Anfang an nach der Entnahme der ES sofort massive Schlafstörungen, Hitzewallungen, Nachtschweiß. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dauert ja schon ein paar Jahre an und es ist auch besser geworden, sprich ich habe alles nur noch in Intervallen, ich habe also auch mal einige Wochen Ruhe. 

Ich bin schlank. Habe mein Gewicht auch halbwegs halten können, habe in den letzten 5 Jahren insgesamt nur ca. 3 kg zugenommen, mache Sport. 

Ich dachte, Progesteron sei ein weibliches Sexualhormon und ich hätte gelesen, dass wenn man das nimmt, dann regt sich mal wieder was, um es platt auszudrücken. Ich hatte aber auch schon überlegt, ob das ggfls. nur gegeben wird, wenn man generell noch Hormonproduktion hat bzw Östrogen-Überproduktion vorliegt und das nur zum Ausgleich gegeben wird. Dass ich also gar nicht das nehmen kann/brauche, wenn ich ohnehin gar keine Hormon-Produktion habe? Aber gibt es denn dann überhaupt eine Lösung für mein Problem der Lustlosigkeit?

 

Gedanken über Gedanken - bestimmt bringen Sie ja Licht in mein Dunkel. 

 

 

Experte-Bohnet
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07.01.2020, 07:29 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Nach operativer Entfernung der Eierstöcke haben Sie natürlich gar keine Hormone gebildet, weder Östrogene noch Androgene. Jetzt wäre zu sehen, ob die Nebennierenrinde (neben Cortisol( noch ausreichend DHEA bildet; falls nicht könnte dies ein Therapieansatz sein. Die männl. Hormone spielen bei der Frau allerdings bei der Libido nur eine untergeordnete Rolle; allerdings haben Sie ja eine einschneidende Therapie hinter sich bringen müssen, welche mit Sicherheit auch psychische Spuren hinterlassen hat. Es gibt ja auch Ärzte, welche eine Ausbildung in der Sexualmedizin haben!

Vit D, Knochendichte?

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07.01.2020, 20:35 Uhr
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Hallo, 

Vitamin D ist kürzlich in anderem Zusammenhang gerade getestet worden und ist geringfügig zu wenig. Ich soll für einen überschaubaren Zeitraum welches zuführen. Unmittelbar nach den OPs habe ich eine zeitlang Vit D genommen, ich hatte das so verstanden, dass das üblich ist. Allerdings habe ich damals auch unter der Gabe des Vit D schon diese Lustlosigkeit entwickelt, die stetig mehr wurde. 

Knochendichte habe ich damals messen lassen um Vergleichswerte zu haben, aktuell allerdings nicht. Habe aber auch nicht das Gefühl, dass da irgendwas nicht i.O. wäre. 

Ja, die Grunderkrankung hat natürlich psychisch Spuren hinterlassen. Das war alles sehr viel auf einmal. Krebs, Angst, WJ, totale Veränderung im Denken. Das habe ich psycho-onkologisch betreuen lassen. Das hat mir sehr geholfen und das habe ich auch länger in Anspruch genommen, teilweise auch gemeinsam mit meinem Mann. 

Sollte ich also bei meinem Gynäkologen eine Blutuntersuchung machen lassen wegen des DHEA? Was soll ich ihm dazu genau sagen? Und wenn da quasi nichts mehr ist, was ist denn dann der Therapieansatz?

Oder gehe ich dafür zum Endokrinologen?

Meinen Sie mit einem Arzt für Sexualmedizin einen Psychologen oder was macht der?