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Überdosierung mit Progesteron?

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage an Experte-Bohnet

27.07.2012 | 19:11 Uhr

Guten Abend,
ich bin 60 Jahre alt und habe vor 10 Jahren eine HET mit La Famme begonnen, weil ich extreme, typische Wechseljahresbeschwerden hatte. Ich habe in dieser Zeit über 15 Kilo zugenommen, dies aber akzeptiert, weil die anderen Beschwerden dadurch geringer wurden. In der Hoffnung, diese synth. Hormone jetzt mit 60 Jahren nicht mehr zu benötigen (und um wieder abzunehmen) habe ich diese im Dez.2011 abgesetzt.
Meine neue Ärztin machte einen Speicheltest um den Hormonstatus zu klären. (Ergebnis:Wenig Östrogen und noch weniger Progesteron )Ab Mitte Feb. 2012 sollte ich daher 3% Progesteron eincremen und habe bis auf 36mg tgl. steigern sollen.Da ich aber in der Zwischenzeit heftige Gliederschmerzen und starkes Taubheitsgefühl in den Fingern bekam, wurde am 21.5.2012 der 2. Speicheltest durchgeführt. Ergebnis:
Östradiol von 0,3 auf 2,1 pg/ml und
Progestron auf 3154 pg/ml.
Meine Ärztin schien auch erstaunt über diesen Wert zu sein und meinte aber nur, ich solle die Dosis auf 18 mg tgl. reduzieren und dann würde das Fingerkribbeln schon verschwinden.
Da mir diese Dosierung aufgrund meiner Schmerzen immer noch zu hoch schien, habe ich auf 12mg tgl. reduziert.
Das Kribbeln und die Gliederschmerzen sind bis heute (nach 2 Mon.) immer noch heftig und ich habe das Gefühl, das meine Ärztin mit dieser Situation überfordert ist.
Meiner Meinung nach bin ich mit dieser Dosis Progestron massiv überdosiert , weiß aber nicht ob ich es radikal absetzen soll.Vielleicht brauche ich mit 60 Jahren ja auch gar keine Hormone mehr?
Bitte geben Sie mir einen Rat.
Vielen Dank!
Gabriele Schubert

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Experte-Bohnet
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28.07.2012, 07:09 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Durch Estrogen-Anwendung nimmt frau nicht zu! In den WJ verändert sich der Stoffwechsel.
Wenn Sie das Präp abgesetzt haben, so ist in Ihrer Altersgruppe immer mit einem absoluten Estrogenmangel zu rechnen. Dazu braucht man keine Hormonteste, schon gar nicht Speicheltests, die Ihre FÄ Ihnen verkauft hat; davon halte ich gar nichts.
Der abrupte E-mangel dürfte Ihre Symptome erklären. Prog. kann man eigentlich übrdosieren, schon gar nicht mit der Salbe.
So, wie es bei Ihnen gelaufen ist, entspricht es nicht den Leitlinien (Empfehlungen) der dt. Gesellschaft für Gynäkologie. Warum Ihre Ärztin mit Ihnen etwas ausprobiert hat, müssen Sie sie fragen.
Jetzt allerdings eine "Standardtherapie" anzufangen, widerspricht den Leitlinien! da die Risiken immer größer werden.
Am besten, Sie wenden tats. gar nichts mehr an. Ich weiß allerdings, dass es Ihnen einige Monate nicht bes. gut gehen wird, weil Ihr körper sich erst daran gewöhnen muss. Versuchen Sie über die Nahrung reichlich Pflanzenestrogene aufzunehmen! 1 Glas Sojamilch, gemahlene Kürbiskerne, Brokkoli etc. Knochendichte? Vit D?!

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28.07.2012, 14:00 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Dr. Bohnet, vielen dank für die schnelle Antwort, aber mit einigen Aussagen von Ihnen bin ich nicht zufrieden und bitte Sie um Erklärung.Ich habe schon als junge Frau von der damals hoch dosierten Anti Baby Pille zugenommen und erst mit dem Wechsel auf ein anderes Präparat mein Normalgewicht wieder erreicht und bis zu den WJ gehalten.Durch Östrogene habe ich also doch zugenommen.Aber verstehe ich Ihre Antwort richtig: Ich habe also 10 Jahre HET mit synth. Hormonen(Östrogenen und Gestagenen) hinter mir, setze diese Therapie im Dez. 11 im Alter von 60 Jahren ab und zwei Ärztinnen (davon eine Progestron-Spezialistin aus Starnberg) erklären mir nach einem Speicheltest, das ich meinen eigenen Östrogenen unbedingt Progesteron gegensetzen muß.Die Erklärung für mich lautete :Hormone müssen auch in der Postmenopause in der Balance sein.Dieses Progesteron sollte ich auch unbedingt cremen, weil durch meine Gewichtszunahme und dadurch entstandenes Bauchfett mein Körper verstärkt Östrogene bildet und dadurch wieder Östrogenüberschuß herrscht.Sie hingegen sind der Meinung, das ich durch die im Dez.11 abgesetzte HET Östrogenmangel habe! Hat man nach Ihrer Auffassung nach Absetzen der HET sofort diesen Mangel, oder braucht der Körper eine Zeit um die Hormone abzubauen? Wie lange in etwa brauchen zugeführte Hormone, um im Körper abgebaut zu werden ? Ich habe auch Ihre Antwort bzgl. Progestronüberdosierung nicht verstanden. Ich habe laut Speicheltest (ja,ja, ich habe verstanden, das Sie davon nicht viel halten!) nach 5 Monaten Anwendung 3154pg/ml. Laut Labor ist der Referenzwert in der Postmenopause 10-50pg/ml. Meine Schlußfolgerung:Scheinbar kann man die Creme doch überdosieren. Wie ist Ihre Meinung dazu?Außerdem drängt sich mir eine andere Frage auf. Bin ich eventuell Opfer einer gewieften Geschäftspolitik (Hormontherapie mit Progesteron) geworden und habe im Bestreben, meinen Körper gesund zu erhalten, genau das Falsche gemacht? Zwei Ärzte haben das Zuführen von Progesteron in meinem Fall ja als Standardtherapie betrachtet, die ich als Privatpatient natürlich selbst bezahlen muß. Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen. Gruß schubiga

Experte-Bohnet
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29.07.2012, 08:09 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Ich kann verstehen, dass Sie nun "Schwierigkeiten" haben, herauszufinden, wer wohl die "richtige" Linie vertritt. Aber ich stehe zu meinen Aussagen!
Die dt. Gesellschaft für Gynäkologie hat vor 2 Jahren ein Konsenspapier bzw. Leitlinien herausgegeben, dass Speicheltests etc keinen Vorteil bieten. Darin wird auch zu versch. Formen der Therapie Stellung genommen. Ich schreibe dies so ausfühlrich, weil daran nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Pat.Vertreter und Laien teilgenommen haben. Und all die Leute haben es sich nicht leicht gemacht, "Empfehlungen" herauszugeben, welche anhand internationaler Literatur etc. überprüft worden sind.
Dass Sie das Lafamme eingenommen haben, "kritisiere" ich nicht; dennoch wäre ich spätestens im Alter von ca. 55 auf eine tranddermale Therapie übergeganen. Aber dazu muss man natürlich die Pat. kennen, um gemeinsame Entscheidungen herbeizuführen.
Nochmals Estrogen führen nicht zur Gewichtszunahme! Dazu liegen viele Studien vor. Die "alten" Pillen hatten noch einen sehr hohen Estrogenanteil, sodass Sie eine Wassereinlagerung im Durchschnit von ca. 2-3 kg gefördert haben. Unter Präps. wie LF kommt es nicht zur Gewichtszunahme!
Im Alter von 60 produzieren die Eierstöcke keine Hormone mehr und auch die Nebennierenrinde auch keine DHEA mehr (schwaches männl. H.).
Woher soll dann bitte das Porgesteron kommen?! oder auch Estrogene?
Da müssten Sie schon einen Hormon-produzierenden Tumor haben, was praktisch nie vorkommt! - Aber es ist bekannt, dass Speicheltests teilweise sehr ungenau sein können. Ihre Ärztin hätte dann auch mal durch eine Standard-Messmethode das Prog messen lassen sollen oder!? Solche Messungen werden weltweit milliardenfach vorgenommen!!!!
Zusammendfassend kann ich nur die Vermutung bekommen, dass Ihre zum Schluss Ihres "Kommentars" gemachte Aussage, zutreffend ist.
Nichts für ungut! Aber ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube!

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29.07.2012, 12:52 Uhr
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Sehr geehrter Herr Dr. Bohnet,
ich bin sehr dankbar für Ihre schnelle Beantwortung meiner Fragen.Wenn sich meine Ärzte soviel Mühe gemacht hätten wie Sie, wäre ich jetzt in einer besseren Situation.Der wichtigste Punkt ist ja der:
Mir wurde eingeredet, das ich als rundlicher, weiblicher Typ auch in der Menopause noch genügend Östrogene produziere, die sich durch mein Bauchfett noch verstärken. Diesen körpereigenen Östrogenen müßte ich jetzt Progesteron entgegensetzen, um eine Hormonbalance zu erreichen. Mir wurde ja nicht gesagt, das die körpereigenen Hormone in meinem Alter so niedrig sind, das es da nicht mehr viel zum Ausbalancieren gibt. Manche Therapeuten sind also in der Lage, fast jedes Thema gewinnbringend für sich selbst zu interpretieren.
Aber ich lerne gern dazu und mein Motto ist:- Ich darf einen Fehler machen, ich sollte nur dafür sorgen, das ich ihn nicht wiederhole-
Darf ich Sie abschließend noch etwas fragen? Ich nehme ja jetzt aktuell seit Dez.11 keine HET mehr und seit Feb.11 nur noch die Progestroncreme 12 mg tgl. (sonst keine Medikamente) Warum denken Sie, das mein Körper nach dieser Zeit noch Umstellungsprobleme haben kann?Die HET mache ich ja jetzt schon seit 7 Monaten nicht mehr. Wenn die Wirkung der 3% Progesteroncreme doch nicht so stark ist, frage ich mich wie lange der Körper ungefähr braucht ,um dieses Progestron abzubauen?Ich fühle mich ja im Moment nicht schlecht, sondern habe nur Probleme mit meinem Übergewicht und den Gelenkschmerzen und Taubheit in den Fingern.Kann das überhaupt was mit der Creme zu tun haben? Vielen Dank für Ihre Geduld, schubiga

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29.07.2012, 12:54 Uhr
Kommentar

Sorry, Schreibfehler! Ich nehme die Progesteroncreme seit Feb. 2012 bis jetzt .
schubiga

Experte-Bohnet
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30.07.2012, 05:58 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Ich hatte das wohl nicht mehr im Kopf, dass Sie schon mehrere Monate keine HT mehr durchführen; also haben Sie auch keine weiteren Symptome zu erwarten.
Dennoch würde ich vorschlagen, dass Sie über die Nahrung versuchen, reichlich Pfanzenestrogen aufzunehmen, z.B. tgl. ein Glas Sojamilch (mit kalzium),was man mit normaler Milch mischen kann! Zum Müsli 1 Teel. gemahlene Kürbiskerne und Leinsamen, Brokkoli etc.
Im übrigen nehmen ca. 90% der Frauen in den WJ wg. des veränderten Stoffwechsels zu leider auch das sog. Bauchfett. Aber es wird besonders angelegt, wenn man Kohlenhydrat reich isst und Zwischenmahlzeiten zu sich nimmt; dazu gehören auch gesüßte Getränke und Fruchtsäfte!
Man kann nur dagegen angehen, wenn man eine Ernährungsanpassung macht und Sport, z.B. 10.000 Schritte pro Tage (S-Zähler!) und davon die Hälfte möglichst an einem Stück zurücklegt.
Alles Gute!-
Melden Sie sich gerne wieder, ggf. auch in einigen Monaten.