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Vorzeitige Wechseljahre - was kann ich noch tun?

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

25.03.2014 | 13:52 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet,

ich bin bin 38 Jahre alt und vor 3 Jahren wurden bei mir vorzeitige Wechseljahre diagnostiziert. Nach vielen Stunden Lektüre zu diesem Thema und einem jahrelangen Ärztemarathon fand man dann heraus, dass diese genetisch bedingt sind durch eine Deletion auf einem X-Chromosom - also leider nichts zu machen. Ich habe alles mögliche an HETs ausprobiert - von Traubensilberkerze und homöopathischen Mitteln über klassische HET mit Femoston conti 1/5 bis hin zu Hormoncremes.

Aktuell nehme ich seit ca. 2 Monaten 1 Hub Gynokadin und Progesteroncreme (40mg) pro Tag und fühle mich damit eigentlich ganz gut. Und ja, ich habe Gynokadin auch schon in Kombination mit Utrogest genommen, aber leider überhaupt keine Besserung verspürt - nachdem ich auf Progesteroncreme umgestiegen bin, merkte ich die Wirkung sofort - ich bekam Kopfschmerzen und das Wasser lief nur so aus mir heraus, was ich als sehr wohltuend empfand (natürlich nicht die Kopfschmerzen, die einfach Folge des Wasserverlustes waren), da ich mich vorher sehr aufgedunsen gefühlt habe. Ohne HET leide ich unter extremen Hitzewallungen und auch Stimmungsschwankungen sowie Haarausfall. Darüber hinaus habe ich, seitdem ich die Pille nach 15 Jahren dann 2009 abgesetzt habe extrem an Gewicht zugelegt. Ich war vorher immer gertenschlank (58 kg bei 1,65m), nun habe ich schon 20 kg zugenommen, ohne irgend etwas an meinem Lebensstil zu ändern. Auch mein Körper hat sich sehr verändert - der Busen hängt, und ich habe Cellulite an Stellen, an denen ich es vorher nicht hatte, auch der Haarausfall bessert sich nicht. Mein Körper ist quasi in den letzten 3 Jahren um mindestens 10 Jahre gealtert, ich kann fast schon zusehen...

Ohne HET sahen meine Werte wie folgt aus:

Östradiol: 28,3 pg/ml    12,50-166,00

Progesteron: 0,19 ng/ml     0,20-1,50

Testosteron: 0,16 ng/ml    0,03-0,48

FSH basal: 93,80 mIE/ml

LH basal: 53,50 mIE/ml

Prolaktin ges.: 7,30 ng/ml    4,79-23,30

AMH: immer unter der Nachweisgrenze

Unter der aktuellen Dosierung wurde bisher noch kein Blut abgenommen oder Ultraschall gemacht (es sah da wohl leider noch kein Arzt eine Veranlassung zu...), aber unter 2 Hüben Gynokadin und 1 Kapsel Utrogest oral waren die Werte wie folgt:

Testosteron, bioverf.: 0,10 ug/l    0,02-0,27

Progesteron: 11,5 ug/l

FSH basal: 64,0 IU/l

LH basal: 41,1 IU/l

Östrogen: 70 ng/l

Prolaktin: 191 mIU/l    <450

 

Langer Text, kurze Frage: Gibt es überhaupt irgendeine Möglichkeit, mich hormonell so einzustellen, dass nicht nur die klinischen Symptome verschwunden sind (Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen), sondern ich mich auch in meinem Körper wieder wohl fühlen kann? Denn ich bin 100%ig sicher, dass diese Gewichtszunahme und anderen körperlichen Veränderungen hormonell bedingt sind. Macht es Sinn, z.B. die Dosis des Östrogens und Progesterons zu erhöhen, bzw. gibt es da einen optimalen Level?

Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen... auch wenn man dies alles gern als "Luxusprobleme" bezeichnen mag, mich belastet diese körperliche Veränderung sehr...

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Bisherige Antworten
Experte-Bohnet
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26.03.2014, 08:10 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Das tut mir leid, dass Sie so eine Odysee hinter sich haben.

Nachdem Sie die Pille weg gelassen haben, sind Sie in die WJ gekommen, d.h. es sind körperliche Veränderungen wie bei einer Frau nach 50 aufgetreten; das haben Sie offensichtlich selbst an sich beobachtet und beschrieben. In der Tat ist der Prozess mehr als 10 Jahre zu früh eingetreten.

Die Leitlinien empfehlen genau die Therapien, mi denen Sie bereits Erfahrungen gemacht haben. Insofern müsste man Alternativen suchen, die aber nicht durch "offizielle" Empfehlungen (juristisch) ab gedeckt sind. Eine Möglichkeit wäre, dass Sie wieder eine (niedrig) dosierte Pille einnehmen; aber dies beinhaltet eben auch Nebenwirkungen wie erhöhte Thrombosegefahr etc. Insofern würde ich evtl. einen "Mittelweg" gehen und ein modernes kombiniertes WJ-Präp mit z.B. Drosperinon einnehmen, welches u.a. auch die Ausschwemmung von Wasser begünstigt. Dies kann man auch mit Spiro 50 kombinieren.

Sie sollten auch regelmäßig Muskelaufbau-Training machen, denn Sie dürften bereits ordentlich an Muskelmasse verloren haben. 

Nehmen Sie Vit D? wurde der Spiegel mal bestimmt?!

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26.03.2014, 09:19 Uhr
Kommentar

Hallo Herr Prof. Bohnet,

vielen lieben Dank für die schnelle Antwort und Ihr Verständnis. Die gesamte Situation ist sehr belastend - nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Ich sah immer jünger aus als ich bin und werde auch jetzt noch sehr oft auf Ende Zwanzig geschätzt, da fühlt es sich sehr surreal an, wenn man gleichzeitig in den Wechseljahren steckt.

Drospinon ist, wenn ich das richtig verstehe, ja ein künstliches Gestagen - diese möchte ich eigentlich nicht mehr nehmen (nach der Lektüre verschiedener Bücher zum Thema Progesteron, z.B. von Michael Platt), sondern lieber bioidentische Hormone (wenn schon Hormone). Das Wasser ist seit der Progesteroncreme auch gar nicht mehr so das Problem, die Creme hilft auf jeden Fall etwas, auch wenn sie niedrig dosiert ist (verschreiben wollte sie mir bisher kein FA, vermutlich weil zuwenig Wissen darüber da war). Eher ist das Gewicht ein großes Problem, vor allem am Bauch habe ich zugenommen, und dazu eben die generelle körperliche gefühlte Alterung.

Auch möchte ich keine Pille nehmen, da die Chancen, dass ich schwanger werden kann, zwar mehr als unwahrscheinlich sind, ich dies aber nicht auch noch zusätzlich aktiv verhindern möchte, da ich durchaus noch einen Kinderwunsch habe.

Die verschiedenen Frauenärzte bei denen ich war, haben den Vitamin-D Status nie kontrolliert, ein Endokrinologe hat diesen dann mal gemessen, letztes Jahr im Juli lag er bei 21 ng/ml, also schon recht niedrig. Ich habe dann nach der Formel von Dr. von Helden aufgesättigt über 3 Tage und nehme seitdem täglich 5.000 IE. Danach ist der Status leider noch nicht wieder gemessen worden. Aber ich habe dadurch meiner Meinung nach schon eine leichte Verbesserung meiner Leistungsfähigkeit gemerkt.

Würden Sie denn eine Änderung der Dosis empfehlen z.B.? Oder gibt es noch irgend etwas anderes, z.B. andere Werte, die vielleicht noch überprüft werden sollten?

Kann es z.B. sein, dass ich zuwenig Estriol habe? Ich habe teilweise Probleme mit Stressinkontinenz (also beim Husten oder Lachen).

Vielen lieben Dank schon einmal im Voraus... es tut gut, sich ernst genommen zu fühlen.

 

 

Experte-Bohnet
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27.03.2014, 07:43 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Wie ich Ihnen schon geschrieben habe, in den WJ verliert man Muskeln und das fördert indirekt das Bauchfett. Sie sollen auch Kohlehydrat arm essen und möglichst nur 3 Mahlzeiten.

5000 E Vit D pro Tag sind auf die Dauer zu viel! Sie sollten sofort auf 1000 runter gehen, da man jetzt ja auch selbst in der Sonne bildet.

Es empfiehlt sich, Estrogen haltige Scheidenz. 2 x in der Wo ein zu führen.

Schwanger können Sie nur mit Hilfe einer Eizellspende; diese ist in Dtld. verboten.

Alles Gute!

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27.03.2014, 10:14 Uhr
Kommentar

Hallo Herr Prof. Bohnet,

vielen Dank für Ihre Antwort, leider hilft mir das alles nicht wirklich weiter. Diäten und Sport sind bei mir völlig wirkungslos, lediglich mit Sport und Almased (2 Wochen 3x täglich, also nur 600 Kalorien am Tag, und nichts anderes außer Wasser und Gemüsebrühe) habe ich abgenommen, aber das enthaltene Soja hat mir Hitzewallungen beschert.

-> Sollten Zäpfchen zusätzlich genommen werden oder alternativ zum Gynokadin?

Wenn im Sommer (Juli) mein Vitamin D-Status so niedrig ist mit 21 ng/ml, sind 5.000 IE völlig in Ordnung! Ich sitze den ganzen Tag im Büro und bekomme von der Sonne tagsüber leider gar nichts mit. Zudem ist der Sonnenstand aktuell noch gar nicht dazu in der Lage, die Haut Vitamin D erzeugen zu lassen, bzw. erst ab April!

Die Option einer Eizellspende ist mir natürlich durchaus bekannt, darum geht es auch nicht. Ich finde diese Einstellung "Schwanger werden können Sie eh nicht mehr, also können Sie auch die Pille nehmen" wirklich fatal - denn auch wenn es sehr unwahrscheinlich sein sollte, möchte ich es nicht aktiv auch noch verhindern.

Ich befürchte, um den Besuch bei einem hormonspezialisierten Privatarzt komme ich nicht herum. Dennoch vielen herzlichen Dank für die Zeit, die Sie sich für die Beantwortung meiner Fragen genommen haben!

 

Experte-Bohnet
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28.03.2014, 07:33 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Sie scheinen ja auf manche Dinge paradox zu wirken. Soja enthält Pflanzenestrogene! Allergie?!

E-Scheidenz. zusätzlich, da vorwiegend nur lokale Wirkung.

Alles Gute!