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Östrogenwerte exorbitant hoch

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

16.08.2019 | 13:03 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet,

ich bin 51 Jahre alt, wiege 45 kg und bin 1,60 m groß. Ich würde Sie gerne bitten mir Ihre Meinung zu den Werten einer Hormonanalyse und der empfohlenen Therapie mitzuteilen.

Estradiol: 1839 pmol/l

Progesteron: 1,00 nmol/l

17-OH-Progesteron: 1,89 nmol/l

DHEA-Sulf.: 2,90 µmol/

Androstendion: 1,30 ng/ml

Testosteron <0,69 nmol/l

sexh.bind. Glob.: 111 nmol/l

Ich habe Gelenkschmerzen, einen aufgeblähten Bauch, Stimmungsschwankungen/Reizbarkeit, schlafe schlecht, außerdem schon seit längerer Zeit Haarausfall/verkürzten Wachstumsrhythmus der Haare, schlechte Haut. Ich nehme seit 2016 Gynokadin-Gel 1/2 Hub und Progestan  (Kapsel aufgestochen, ca. 10 mg über die Haut).

Meine Frage:

Mir wurde nun weiterhin Gynokadin-Gel verordnet und dazu 2,5 bis 5 mg Androcur. Kann das richtig sein? Was halten Sie davon? Ist nicht der Östrogenwert exorbitant hoch und habe ich nicht eher eine Dominanz des Östrogens, das mit mehr Progesteron behandelt werden müsste? Meiner Meinung nach sind die männlichen Hormone alle im normal niedrigen Bereich, Progesteron kaum vorhanden aber Östrogen viel zu viel. Könnte es sein, daß meine Symptome daher kommen? Was würden Sie mir empfehlen, um den Wert zu senken?

Vielen Dank schon einmal im voraus.

Herzliche Grüße an Sie

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Bisherige Antworten
Experte-Bohnet
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17.08.2019, 04:05 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Höchstwahrscheinlich hatten Sie eine sog. Follikelpersistenz, welche in Ihrer Altersgruppe gehäuft vorkommt. Dann gibt man nur ein Gestagen über 2 - 3 Wochen. Prog geht schlecht durch die Haut; das Aufstechen der Kaps. kursiert zwar im Internet ist aber Blödsinn!

Warum wurde die Hormonanalyse durchgeführt! Sah man bei der Ultraschall-Unters. Zysten?

Augrund Ihres niedrigen Gewichtes sind Sie grunds. Osteoporose gefährdet; wurde die Knochendichte bereits gemessen?

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17.08.2019, 12:52 Uhr
Kommentar

Ich muss dazu sagen, dass ich seit 20 Jahren keine Gebärmutter mehr habe auf Grund eines Zervixkarzinoms. Die Eierstöcke wurden nicht entfernt, waren aber schon kurze Zeit nach der OP per Ultraschall kaum noch auszumachen, einer schien völlig verschwunden. Ich nehme an sie arbeiten schon seit vielen Jahren nicht mehr. Ich nahm bis 2016 die Pille, da ich nichts anderes vertrug, hatte dann aber mehr und mehr Beschwerden, so dass meine Ärztin zu Gynokadin-Gel riet. Das nahm ich auch ausschließlich mit 1 Hub, kurzzeitig mal 2. Daraufhin bekam ich Wassereinlagerungen und erhielt Progestan, womit es mir besser ging. Die Dosierung ab dieser Zeit war 1/2 Hub Gel und Progestan.

Die Hormonanalyse wurde durchgefüht, weil ich mit den eingangs genannten Beschwerden zu tun hatte, trotz der Therapie. Ich vermute, dass diese Dominanz des Östrogens schon längere Zeit besteht. Sie sagen ja, dass das Progestan über die Haut nicht so gut wirkt.

Knochendichte wurde noch nicht gemessen. Bei der letzten gyn. Untersuchung war ansonsten alles in Ordnung.

Woher kann denn nun der hohe Östrogenwert kommen? Hat sich das Östrogen aus dem Gynokadingel so angesammelt, obwohl ich nur einen halben Hub nehme? Würden Sie also empfehlen, das Gel 2 bis 3 Wochen ganz weg zu lassen und nur Progestan zu nehmen (als Kapsel schlucken?)? Wie schnell baut sich so ein hoher Wert ab? Und soll ich danach wieder mit dem halben Hub weitermachen?

Experte-Bohnet
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18.08.2019, 00:16 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Also wenn Sie die Eierstöcke noch haben, kann durchaus nach Jahren eine Follikelpersistenz entstehen! Das Östradiol hat eine kurze Halbwertszeit und bei Anwendung von Gel, ist das Hormon spätestens nach 4 Tagen komplett verstoffwechselt, auch wenn es sich um hohe Werte gehandelt hat. Insofern kann eine Ö-Dominanz nicht über lange Zeit bestehen, insbes. wenn Sie nur 1/2 Gel aufgetragen haben. Diese Dosierung ist kaum in der Lage einer Osteoporose entgegen zu wirken. Insofern sollten Sie bald die Knochendichte-Messung machen lassen, damit den Stand dokumentiert und ggf. handelt. Ein Hub ist die Mindest-Dosierung!

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18.08.2019, 13:43 Uhr
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Das mit der Knochendichtemessung werde ich beim nächsten Termin bei meiner Ärztin ansprechen, vielen Dank für den Hinweis. Leider ist es mir nicht möglich mehr als einen halben Hub Gel zu nehmen,da ich es nicht vertrage. Ich habe durch die OP aufgrund des Zervixkarzinoms einige Probleme mit meinem Lymphsystem, da 38 Lymphknoten entfernt wurden. Wenn ich nur ein bißchen mehr als einen halben Hub Gel nehme, z.B. einen dreiviertel Hub, bekomme ich Ödeme in den Leisten und mir tun die Beine weh. Habe das schon dreimal versucht.

Wenn ich Sie also richtig verstanden habe reicht es, das Gel 4 Tage lang nicht zu nehmen und danach dann ganz normal weiter zu machen? Muss das noch einmal mit einem Hormonspiegel kontrolliert werden oder kann ich davon ausgehen, dass der Wert dann wieder in Ordnung ist?

Noch eine Frage: Kann das Progestan durchgehend genommen werden oder braucht man eine Pause? Bisher nehme ich es 25 Tage und unterbreche dann für 3-4 Tage, wobei ich das Gel durchnehme. Werden Hormonrezeptoren unsensibel, wenn man keine Pause macht?

 

Experte-Bohnet
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19.08.2019, 01:53 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Ja, so machen Sie das. Eigentlich sind Hormonbestimmungen unter Therapie nicht bes. aussagekräftig: Zeitabstand zwischen Auftragen und Blutabnahme!  Vielleicht am besten mal Ö messen lassen nach der Pause; dann müsste ja der Wert sehr niedrig sein!

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19.08.2019, 13:11 Uhr
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Vielen Dank, dann mach ich das so.

 

Könnten Sie mir bitte noch sagen, ob man das Gel und das Progestan durchgehend nehmen kann, oder ob grundsätzlich eine Pause gemacht werden muss.

Experte-Bohnet
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20.08.2019, 03:55 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Beides durchgehend! Wenn dann mal eine Schmierblutung auftritt, welche nicht innerhalb einer Wo spontan steht, dann 4 Tage Pause. Alles Gute!

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23.08.2019, 12:16 Uhr
Kommentar

Vielen lieben Dank, Herr Prof. Bohnet, damit haben Sie mir ersteinmal sehr weiter geholfen.

Ich hätte bitte noch eine Frage zu den eingangs mitgeteilten Hormonwerten:

Ist der Progesteronwert zu niedrig?

Wenn ja, in welcher Spanne müßte er sich bewegen bzw. was wäre normal?

Welcher Wert ist ausschlaggebend "Progesteron" oder "17-OH-Progesteron"?